Madonna 1927 1977 Emszeitung Kluse.de

1993-Westfalen in Niedersachsen - Dr. Karrenbrock

Die knapp unterlebensgroße Madonnenfigur der kath. Pfarrkirche in Steinbild, die die Stilmerkmale dieser Werkstatt in charakteristischer Weise zeigt, wird hingegen vom Meister selbst stammen (Meister des Bentheimer Kreuzigungsreliefs). Die ganz frontal angelegte, mit einer dicken Ölfarbfassung versehene Marienfigur ist in ein lang herabfallendes Gewand gekleidet, darüber trägt sie einen Mantel, der in mehreren, unregelmäßig übereinander gelegten Schichten vor den Leib gezogen ist, wodurch die durch Rauten akzentuierten, schlängelnden Gewandsäume besonderes Gewicht erhalten. Auf ihrem rechten Arm sitzt in ein langes Hemdchen gehüllt der Christusknabe, der nach einer Taube greift, die ihm seine Mutter entgegenhält. Besonders typisch sind die ausgesprochen runden Köpfe beider Figuren, der mit einzelnen, buschigen Locken besetzte Kopf des Kindes und das von dichten, nach vorn auf die Schultern herabfallenden Haaren gerahmte Haupt Mariens, die durch eine hohe Krone als Himmelskönigin ausgewiesen wird.
Die frontale Anlage der Gesamtfigur, der in sich recht kleinteilige Gewandstil und nicht zuletzt die Kopftypen verbinden die Marienfigur aus Steinbild mit mehreren, zumeist sehr viel kleineren Mariendarstellungen. Im Aufbau vergleichbar erscheint eine ungefähr gleich große Marienfigur aus Doesburg, die heute im Museum Het Catharijneconvent in Utrecht aufbewahrt wird, deren Faltenduktus jedoch sehr viel strenger und weniger kleinteilig erscheint. Dieselbe Stilstufe wie die Marienfigur in Steinbild vertritt sodann die 1983 bei Ausgrabungen in Hamburg gefundene, wohl aus dem Hamburger Dom stammende Maria mit Kind.
Reinhard Karrenbrock in Westfalen in Niedersachsen, Cloppenburg S. 168, 1993